Haben Sie auch mehrere Kleidergrößen im Schrank und das Gefühl, dass die Kleidergröße bei jedem Hersteller anders ausfällt?
Neulich beim Personal Shopping mit einer Kundin – sie hat eigentlich Kleidergröße 38 – war von Gr. 34 – 42 alles dabei.
Dabei könnte es so einfach sein: Standards – eine Gr. 40 ist eine Gr. 40 – egal bei welchem Label man ein Kleidungsstück anprobiert. Markenübergreifend die gleiche Kleidergröße. Das wäre ein Traum. Doch geht das überhaupt?
In diesem Blogbeitrag verrate ich Ihnen meine 5 besten Tipps zu Kleidergrößen und Passform – damit Sie im Größenwirrwar den Überblick behalten.
- Sie erfahren warum eine Gr. 40 nicht überall gleich ist und was „Charming Sizes“ sind.
- Wie Sie Ihre Körpermaße richtig ausmessen.
- Wie Sie eine gute und schlechte Passform erkennen.
- und viele weitere Praxistipps.
Kleidergröße – oft eine Mogelpackung für ein besseres Gefühl
Es gibt in Europa zwar einen Standard – jedoch ist dieser nicht verpflichtend: Die Europäische Norm (EN 13402). Dort sind die durchschnittlichen Körpermaße (Armlänge, Brust-, Taillen- und Hüftumfang etc.) von Frauen, Männern und Kindern in Tabellen festgehalten. Auf Basis dieser Werte lassen sich genormte Kleidergrößen erstellen.
Dafür müssen Sie Ihren Brustumfang kennen. Denn dieser bildet die Basis für die europäische Konfektionsgröße.
Damengrößen: Der Brustumfang wird halbiert und vom Ergebnis 6 cm abgezogen. Ein Brustumfang von 96 cm entspricht somit der Gr. 42. Dies dient als Orientierung. Die durchschnittliche Körpergröße von Frauen in Europa liegt übrigens bei 164 bis 170 cm. Neben den gängigen Größen von 32 – 48, werden „Große Größen“, „Kurz- und Langgrößen“ angeboten.
Und – kommt bei Ihnen die Größe raus, die Sie üblicherweise tragen?
Achtung: In Italien, Spanien und Frankreich ist die Größenbezeichnung abweichend. Die Maße der deutschen Größe 38 entsprechend den Maßen der italienischen Gr. 44. (s. Bild unten, internationaler Größenvergleich)
Herrengrößen: Hier wird der Brustumfang einfach halbiert. Ein Brustumfang von beispielsweise 100 cm entspricht also Gr. 50. Europäische Männer haben eine durchschnittliche Körpergröße von 170 – 185 cm. Für sehr große, schlanke Männer gibt es Sondergrößen (die Gr. 50 entspräche der, sowie für „Untersetzte“ (kleine) Männer und mit Bauch.
Warum kommt es trotz dieser Normen zu Gößenunterschieden zwischen den Herstellern?
1. Grund: „Charming Sizes“
Diese werden entwickelt, um vor allem uns Frauen ein gutes Gefühl zu geben, wenn die kleinere Größe passt. Ich hatte schon Kundinnen, die aus Prinzip keine Gr. 44 anprobieren wollten. Oder Frauen die mir stolz ihr neues Kleid präsentierten – mit den Worten: „Es hat sogar eine Gr. 34“. Fühlen Sie sich ertappt? Dabei sind das doch NUR Zahlen.
Für diesen psychologischen Effekt wird von der Modeindustrie ratz fatz aus einer Gr. 42 eine Gr. 40. Das Kleidungsstück wird entweder bewusst größer konstruiert – oder einfach kleiner ausgezeichnet.
2. Grund: Die Zielgruppe von Modeunternehmen bestimmt die Passform der Kleidergröße
Jedes Label hat seine eigene Zielgruppe, auf die das Design und die Passform einer Kollektion abgestimmt werden. Der Körperbau der Zielgruppen kann stark variieren. Das Alter spielt dabei auch eine Rolle: Mode für junge Menschen fällt oft kleiner aus, als Mode für deutlich ältere Kunden.
Ein weiterer Aspekt sind nationale körperliche Unterschiede. Däninnen sind im Durchschnitt größer als Italienerinnen und Französinnen. Auch unterschiedliche Maße von Taille, Hüfte und Co. müssen berücksichtigt werden.
Das ergibt Sinn, oder?
Viele Länder und Modeunternehmen greifen daher auf eigene Messdaten zurück. In Deutschland führen die Hohenstein Institute regelmäßige Reihenmessungen durch. Die Körpermaße von mehr als 10.000 Männern, Frauen und Kindern werden mithilfe eines 3D-Scanners erfasst. Nur wenige Sekunden braucht der Scanner um mehr als 2 Mio. Messpunkte zu erfassen, die danach am Computer ausgewertet werden. Diese Daten werden in Maßtabellen zusammengefasst und Modeunternehmen können für die Schnittkonstruktion darauf zurückgreifen.
Soweit zum Hintergrund des Größen-Wirrwarrs.
Meine 5 besten Tipps – für mehr Überblick bei Kleidergrößen:
1. Kennen Sie Ihre Körpermaße!
Wenn Sie die Maße Ihres Körpers wissen, können Sie die richtige Kleidergröße ermitteln. Das macht Ihnen das Einkaufen im Geschäft und beim Online-Shopping leichter.
Jedes Modeunternehmen veröffentlicht seine Maßtabellen (bzw. Größentabellen). Ihre eigenen Körpermaße können Sie mit den Maßtabellen der Hersteller vergleichen.
Liegen Sie zwischen zwei Größen? Dann wählen Sie die nächstgelegene Kleidergröße. Den Abstand zwischen den Größen nennt man „Sprungwert“. In Deutschland sind das 4 cm. Also ein Spielraum von 4 cm bis zur nächst größeren oder kleineren Größe.
Manche Online-Shops bieten sogar Größenermittler auf Basis der individueller Maße:
Los geht’s!
Nehmen Sie sich ein flexibles Maßband und vermessen Sie sich in Unterwäsche:
- Brustumfang (Frauen messen ohne BH)
- Unterbrustumfang
- Taillenumfang, schmalste Stelle
- Bauchumfang, stärkste Stelle
- Hüftumfang, stärkste Stelle um den Po herum
- Innere Beinlänge (Schritt bis Knöchel)
- Äußere Beinlänge (Taille bis Knöchel)
- Armlänge ab Schulter bis Handgelenk
- Schulterbreite
- Halsumfang
- Körpergröße
Nun kennen Sie Ihre Körpermaße.
Speichern Sie sich die Maße am besten in Ihrem Handy ab. So haben Sie diese immer dabei, wenn Sie spontan auf Shoppingtour gehen.
TIPP: Nehmen Sie sich ein Maßband mit zum Shopping ins Geschäft! Da Sie dort nicht immer die Maßtabelle der Hersteller parat haben, können Sie die Kleidung ausmessen. Außerdem können Sie die Weiten und Längen mit einem Kleidungsstück, das Ihnen gut passt vergleichen. Beispielsweise indem Sie 2 Pullis oder Röcke im Geschäft übereinanderlegen.
2. Kleidergröße vs. Stoff & Schnittführung
Je nach Stoff, elastisch/nachgiebig oder fest, kann es sein, dass die nächst größere oder kleiner Größe besser an Ihnen aussieht.
Auch die Schnittführung spielt eine große Rolle. Ist der Pulliver bielspielsweise weit und lässig geschnitten – Oversize-Trend – dann entscheide ich mich oft für die kleinere Größe. Beim figurbetonten Schnitt ist es evtl. die größere Größe.
Lassen Sie sich von den Größenangaben nicht irritieren und ziehen Sie zum besseren Vergleich, immer verschiedene Größen des gleichen Kleidungsstücks an.
3. Machen Sie keine Passform-Kompromisse
Ein Kleidungsstück muss richtig sitzen und sollte zu Ihrer Figur passen.
Wenn das Kleidungsstück an der stärksten Stelle der Figur sanft anliegt – aber nicht einengt, sind Sie schon mal auf dem richtigen Weg.
Ein paar allgemeine Hinweise:
Zu ENG?
- Eine zu enge Passform ist meist an unschönen Falten zu erkennen.
- Ist ein Sakko, Blazer oder Mantel zu eng geschnitten, bilden sich im Bereich der Nackenpartie lange Querfalten.
- Das Kleidungsstück fließt nicht, sondern sitzt beispielsweise an der Hüfte oder dem Busen auf.
- Unterwäsche zeichnet sich ab.
- Ein Rock oder Kleid schiebt sich beim Gehen nach oben und bildet Querfalten.
- Etc.
Zu WEIT?
- Ist das Kleidungsstück zu weit, wirken Sie darin im wahrsten Sinne „verloren“.
- Der Kragen eines Sakkos oder Blazers steht ab und liegt nicht am Hals an.
- Ist ein Sakko, Blazer oder Mantel im Schulterbereich zu weit, entstehen im Rückenteil tiefe Längsfalten.
- Der Hosenbund muss durch einen Gürtel gehalten werden.
- Etc.
TIPP: Weiten und Längen sind oft individuell und werden beim Passformcheck im Rahmen einer Stilberatung besprochen.
4. Praxistest – machen Sie den „Zappelphilipp“
Testen Sie Ihre Kleidung in der Bewegung: Setzen Sie sich, gehen Sie ein paar Schritte, heben Sie die Arme.
Das Kleidungsstück sollte möglichst von selbst wieder in die Ursprungsposition zurückrutschen. Kleine Korrekturen sind erlaubt. Doch wenn Sie ständig an Ihrer Kleidung „herumzuppeln“, dann wirkt das wenig überzeugend.
Sie haben ein Kleidungsstück gefunden, das optimal passt? Herzlichen Glückwunsch – notieren Sie sich sofort den Hersteller, die Modellbezeichnung und Größe oder machen Sie davon ein Foto. So haben Sie bei der nächsten Shoppingtour direkt Ihre Größen.
5. Was nicht passt, wird passend gemacht – Änderungsservice
Konfektionsware im Geschäft hat Standardmaße. Wenn Sie zwischen zwei Größen liegen oder die Länge nicht stimmt, nutzen Sie bitte den Service eines Änderungsschneiders.
Sie können Kleider, Röcke und Hosen kürzen lassen, den Bund enger, die Taille schöner herausarbeiten lassen, die Schulter heben etc. Es lohnt sich! Um einen guten Änderungsschneider zu finden, achten Sie auf gute Erfahrungswerte aus Ihrem Umfeld. WICHTIG: Das Kleidungsstück beim Abholen unbedingt nochmal anziehen, um das Ergebnis zu überprüfen.
Als ursprünglich gelernte Maßschneiderin und Bekleidungstechnikerin weiß ich, wovon ich rede. Seit über 20 Jahren begleitet mich das Thema. Wenn Sie meine 5 Tipps beachten, wird der nächste Einkauf entspannter.
FAZIT: Eine Konfektionsgröße ist NUR EINE ZAHL!
Diese bietet Ihnen eine Orientierung bei der Suche nach den für Sie richtigen Kleidungsstücken. Was wirklich „zählt“, ist der Sitz der Kleidung an Ihnen – und wie Sie sich darin fühlen.
Herzlichst
Sonja Garrison
Wir kennen uns noch nicht? Ich bin Sonja Garrison und unterstütze vor allem Frauen auf dem Weg zu einem Stil, der wirklich zu ihnen passt. Ich bringe Ordnung in Kleiderschränke und gebe Sicherheit im Modedschungel.
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